•  
    Leseliste
  •  
    Vogemerkt
  •  
    Rezension
  •  
    Gelesen
  •  
    Neu

Ralf Isau

Die Legenden von Phantásien
Die geheime Bibliothek des Thaddäus Tillmann Trutz


 
»Die geheime Bibliothek des Thaddäus Tillmann Trutz« (Die Legenden von Phantásien) von Ralf Isau


Besprochen von:
 
Carsten Kuhr
Deine Wertung:
(5)

 
 
Ralf Isau ist uns als Star Autor des Thienemann Verlages ein Begriff. Michael Ende hielt ihm zu Beginn seiner Karriere die Steigbügel, zwischenzeitlich besetzt er fast schon im Abonnement die Bestsellerlisten des Jugendbuchbereiches im In- und Ausland.
Zum Buchherbst 2003 erschienen von ihm erstmals auch zwei Werke, die auf ein mehr erwachsenes Publikum abzielten – bei Lübbe legte er DER SILBERNE SINN vor, bei seinem Hausverlag Thienemann erschien der ausgezeichnete Roman DIE UNSICHTBARE PYRAMIDE. Doch noch mit einem dritten Buch macht der Autor zur Buchmesse auf sich aufmerksam.

Als die Erben Michael Ende´s dem Droemer Verlag die Erlaubnis erteilten, insgesamt zwölf Romane zu veröffentlichen, die allesamt in Phantásien, der Welt der UNENDLICHEN GESCHICHTE spielen, da war Ralf Isau mit von der Partie. Jeden Herbst sollen drei Bücher, jedes Frühjahr dann zwei Titel publiziert werden. Nun also kann Ralf Isau sich für die Hilfe die Michael Ende ihm angedeihen liess literarisch bedanken. Um was geht es?

Wir begegnen unserem Protagonisten, dem jungen, etwas gehemmten Karl Konrad Koreander kurz vor einem Vorstellungsgespräch Anfang der 30er Jahre. Ein Antiquar namens Thadäus Tillman Trutz sucht für sein Buchantiquariat einen Mitarbeiter und späteren Erben. Allen Bedenken zum Trotz bekommt unser junger Büchernarr die Stelle, doch dann verschwindet sein Chef in den Tiefen der Regale scheinbar spurlos. Als Karl eine Tür durchschreitet findet er sich in der Phantásischen Bibliothek wieder – einer Bibliothek, in der laufend Bücher gestohlen werden, und statt dessen ein Nichts zurückbleibt. Wo ist der Meisterantiquar Trutz abgeblieben, wer stielt die Bücher, wer bedroht mit dem NICHTS Phantásien? Karl macht sich zunächst widerwillig auf, die Geheimnisse zu ergründen, und das Land der kindlichen Kaiserin zu erforschen. Schnell stösst er auf seiner Queste auf den verschollenen Trutz, findet Helfer, doch der Bedrohung Phantásiens durch das Nichts scheint auch er nichts entgegenzusetzen zu haben.


Ralf Isau präsentiert seinen Leser ein modernes Märchen. Abseits der üblichen Dutzendware, die uns die arrivierten Fantasy-Verlage Monat für Monat anpreisen führt er uns auf den Pfaden der unendlichen Geschichte in ein Land voller Phantasie und märchenhaften Orten. Versiert nutzt er seine intime Kenntnis um die unendliche Geschichte um ein stimmiges, jedoch gleichzeitig zutiefst eigenes Bild dieser Welt zu zeichnen. Die beschriebenen Orte wirken nie aufgesetzt oder unglaubwürdig, ganz im Gegenteil verzaubern uns das Haus der Erwartungen, die fliegende Metropole Wolkenstadt, der schwarze Elfenbeinturm oder Kleptonia, die Stadt der Diebe auch Nachtstadt genannt. Erst durch das Böse wird die Entscheidung dafür, das Gute zu tun ermöglicht. Nie gibt es Licht ohne Schatten, immer bleibt seinen Hauptpersonen die Wahl selbst zu entscheiden. Wie im richtigen Leben sind diese Entscheidungen oftmals mit Verlusten verbunden.
Wie so häufig in seinen Werken, schwingt unterschwellig eine Botschaft mit. Nie aufgesetzt, jedoch immer deutlich gibt er seinen Lesern seine Message an die Hand – eine deutliche Aussage zu Eigenverantwortung des Individuums.
In einer ruhigen, jedoch sehr bewusst eingesetzten Sprache vermittelt er uns so ein Bild eines Phantásiens, an dem dessen Schöpfer Michael Ende seine Freude gehabt hätte.
Ein Wort noch zur äusseren Gestaltung der Reihe. Die Bücher kommen jeweils mit einem Lesebändchen, und einer einheitlichen, sehr passenden Umschlaggestaltung. Man merkt hier, dass von Seiten des Verlages mit besonderem Fingerspitzengefühl und gleichzeitig mit viel Elan und Liebe zu Werke gegangen wurde.
 


Mehr Rezensionen von Carsten Kuhr