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James S. A. Corey

Calibans Krieg

  • Autor:James S. A. Corey
  • Titel: Calibans Krieg
  • Serie:
  • Genre:SF
  • Einband:Taschenbuch
  • Verlag:Heyne Verlag
  • Datum:09 April 2013
  • Preis:14,99 EUR

 
»Calibans Krieg« von James S. A. Corey


Besprochen von:
 
Detlef V.
Deine Wertung:
(5)

 
 
Auf Ganymed kommt es zu einem Kampf zwischen der UN von der Erde und den marsianischen Streitkräften. Anfangs noch unklar wer an dem ganzen die Schuld trägt, kristallisiert sich durch Kameraaufnahmen des einzigen Überlebenden heraus, was genau vorgefallen ist. Ein Monster, das als Geschöpf des Protomoleküls identifiziert wird, ist die Ursache des Kampfes. Die AAP schickt daraufhin James Holden nach Ganymed um der Sache auf den Grund zu gehen, während auf der Erde die UN und der Mars eine Konferenz abhalten um einen möglicherweise bevorstehenden Krieg abzuwenden.

Aber nicht alle UN Admirale und Regierungsbeamten sind von der Friedenskonferenz begeistert, vielmehr wollen diese Renegaten lieber eine noch offene Rechnung mit dem Mars begleichen. Dazu ist ihnen jedes Mittel recht. Nachdem man sich in den Besitz eines Protomoleküls bringt, geht man dazu über, immungeschwächte Kinder von Ganymed zu entführen und mit dem Virus zu infizieren um diese als Brutkästen zu benutzen. Bei nächster Gelegenheit, infiziert man weitere Menschen um diese als Waffe gegen den Mars einzusetzen, in dem man sie unerkannt auf den Mars bringt.

Nachdem James Holden und eine Regierungsbeamtin dem perfiden Plan auf die Spur kommen und das biologische Waffenlager der Renegaten auf Io entdecken, ist es fast schon zu spät. Die Geschöpfe des Protomoleküls sind bereits auf dem Weg zum Mars und rund um Io stehen sich die Schlachtschiffe der Renegaten und die vereinte Flotte der UN und des Mars gegenüber.

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Ein entführtes Kind das es zu finden gilt, ein Protomolekül das Menschen zu Monstern macht, ein sich anbahnender Krieg im Sonnensystem, dazu noch eine ausgemachte Verschwörung in der James Holden mal wieder mittendrin steckt und so ziemlich allen auf die Nerven geht – wem das bekannt vorkommt, der irrt natürlich nicht. Das kennen wir bereits aus dem Vorgänger Leviathan erwacht. Aber dennoch, auch wenn’s „nur“ ein Aufguss ist und die eigentliche Story rund um das Protomolekül nicht wirklich vorangeht, bin ich mal wieder sehr angetan von der Schreibe von James Corey (ja, ich weiß, es sind eigentlich zwei Autoren). Mir gefällt der Stil einfach sehr gut und die Story ist dennoch, trotz der Ähnlichkeit zum ersten Band, einfach spannend, interessant und mit vielen Wendungen versehen.

Die bekannten Charaktere rund um James Holden (inklusive) sind lebhafte und liebenswerte Charaktere, trotz ihres Hintergrundes. Holden etwa, der unehrenhaft entlassene Offizier der UN, oder auch Amos, ein Totschläger und Mörder, nun geläutert und für eine gerechte Sache kämpfend. Die Beziehung der Crew untereinander wird ausgebaut und vertieft, man merkt, dass nicht alles eitler Sonnenschein ist. Aber auch die Nebencharaktere, wie etwa die marsianische Soldatin Roberta Draper oder die schrullige und respektlose Regierungsbeamtin Avasarala (sie nennt ihren obersten Chef immer Klopskopf), sind klasse Typen, toll in den Plot eingebaut und mit einem schönen Hintergrund versehen. Die Suche von Prax nach seiner Tochter Mei liest sich ebenfalls gut. Man lernt Ganymed und seine unterirdischen Gänge dadurch etwas besser kennen und es wird schnell klar, warum der Mond für alle Beteiligten so wichtig ist.

Ein Großteil von Calibans Krieg (Original Caliban’s War) behandelt die politische und diplomatische Ebene. Das mag vielleicht nicht gerade jedermanns Sache sein, ab und an wird die Handlung dadurch auch ein wenig ausgebremst, aber es ist doch für mich immer wieder recht interessant zu lesen, mit welchen Tricks und Raffinessen diese diplomatischen Geplänkel vonstatten gehen. Das alles liest sich flüssig und wirkt auch recht authentisch. Die Beweggründe der Renegaten, die unbedingt einen Erstschlag gegen den Mars führen wollen, bleiben etwas im Verborgenen. Es kann keine Lösung sein, eine gesamte Bevölkerung auszurotten und sich selber damit angreifbar zu machen. Denn auch die Marsianer sind nicht wehrlos. Ihre Raumschiffe sind teilweise besser ausgestattet als die der UN und sie haben zusätzlich nicht nur die Möglichkeit, sondern auch die Technik dazu die Erde mit Meteoriten aus dem All zu bombardieren. Ferner, selbst wenn der Mars durch das Protomolekül zerstört wird, könnten sich die überlebenden Marsianer in den Besitz eines Protomoleküls bringen und somit gleichfalls die Erde infizieren. Die Waffe der Renegaten würde also auch zu ihrem eigenen Untergang führen. Überhaupt entpuppt sich die politische Lage des Sonnensystems als recht undurchsichtig. Es gibt die beiden großen Machtblöcke Erde und Mars, die zueinander ein zwiespältiges Verhältnis haben. Als dritter Block fundieren die Gürtler, die unter der Schirmherrschaft der AAP zu stehen scheinen. Der Mond Ganymed ist relativ unabhängig und dient den Gürtlern als Kornkammer, wird aber von Erde und Mars gleichermaßen beansprucht. Sollte das Auftauchen des Protomolekül-Monsters dort ein bewusster feindlicher Akt der Erde sein, bleibt die Frage nach dem Warum. Ganymed ist für alle zu wichtig um so abserviert zu werden.

Als etwas schade empfinde ich, dass das Geheimnis um das Protomolekül (woher kommt es, wer hat es konzipiert und warum) nicht weiter vorangetrieben wird. Gegenüber dem ersten Band ist hier kein Fortschritt zu erkennen. Das es von einer außerirdischen Spezies stammt, scheint klar zu sein, der Rest jedoch liegt im Dunkeln. Bei einer Reihe, die ursprünglich auf drei Romane ausgerichtet ist, sollte man doch als Leser erwarten dürfen, nach Band 2 wissenstechnisch bereits etwas weiter zu sein als es momentan der Fall ist. Es wäre meines Erachtens schade, wenn Corey dem Leser im letzten Band alles reihenweise und im Überfluss um die Ohren haut. Wofür schreibt man sonst drei Bände, wenn im zweiten so rein gar nicht passiert um die Reihe weiterzubringen? Das Geheimnis auf jeden Fall wächst weiter an, denn alle Teile des Protomoleküls scheinen irgendwie miteinander in Verbindung zu stehen. Egal wo etwas passiert, ob auf Ganymed oder Io, das Molekül auf der Venus reagiert mit Engergiespitzen darauf. So, als ob alles ein einziger Organismus ist.

Fazit:
Für mich ist das vorliegende Buch eine Leseempfehlung. Man muss nicht unbedingt den ersten Band gelesen haben um in die Geschichte eintauchen zu können. Allerdings wird an einigen Stellen schon Bezug auf den Vorgänger genommen, wenn auch recht oberflächlich. Die Geschichte als solche ist spannend und, den vielen politischen Intrigen geschuldet, mitunter recht verzwickt. Die Charaktere wirken authentisch und lebhaft, sind gut ausgearbeitet und vielschichtig. Wem der erste Band gefallen hat, so wie mir, wird diesen Band entweder lieben oder hassen. Hassen deshalb, weil eben nichts wirklich neues passiert, und lieben ganz einfach darum, weil er sich rundweg gut liest, flüssig geschrieben ist und es einfach Spaß macht der Suche nach Mei oder den Intrigen Avasaralas zu folgen. An dieser Stelle möchte ich auch einfach mal den Übersetzer Jürgen Langowski positiv hervorheben. Ich kenne zwar nicht das Original, denke aber mal, dass er eine klasse Leistung abgeliefert hat. Ich jedenfalls freue mich schon riesig auf den dritten Band.
 


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