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Derek Landy

Tanith Low - Die ruchlosen Sieben


 
»Tanith Low - Die ruchlosen Sieben« von Derek Landy


Besprochen von:
 
Detlef V.
Deine Wertung:
(5)

 
 
Den meisten Lesern wird die Figur der Tanith Low wohl aus der Skulduggery Pleasant Reihe hinlänglich bekannt sein. Mit dem Einsteigerband Tanith Low – Die ruchlosen Sieben (OT: The maleficent Seven), wird sie von Derek Landy nun in einer eigenen Reihe verewigt. Ich bin mir ziemlich sicher: Sie hat es sich verdient.

Die Story ist gleichsam abgefahren und urkomisch, wie auch einfach gestrickt. Nichts kompliziertes oder weltbewegendes. In einer Vision sieht Tanith, wie Darquise, so irgendwie das Alter Ego von Walküre, die Welt vernichtet. Die einzige Möglichkeit Darquise Einhalt zu gebieten und den Weltuntergang zu verhindern, ist der Einsatz der Göttermörder gegen sie. Dabei handelt es sich um vier magische Artefakte (Schwert, Bogen, Dolch und Speer) die sich im Besitz verschiedener Personen befinden und die Darquise gefährlich werden könnten. Da Tanith sich mit der Vernichtung der Welt mehr als anfreunden kann und Darquise in ihrem Unterfangen unterstützen möchte, sieht sie es als ihre Aufgabe an, diese Göttermörder zu finden, einzusammeln und anschließend zu vernichten. Um die selbst gestellte Aufgabe erfüllen zu können, stellt sie ein Team aus sieben Leuten zusammen. Jeder mit einer besonderen Fähigkeit versehen, die zur Bergung der Artefakte nützlich sein kann. Als Belohnung verspricht sie den Teammitgliedern, ihnen Antworten auf für sie wichtige Fragen zu liefern.

Gleichzeitig stellt Dexter Vex, einer der Guten, ebenfalls ein Team aus sieben Leuten zusammen, mit genau dem gleichen Auftrag – die Göttermörder zu finden, einzusammeln und vor Tanith in Sicherheit zu bringen. Da Tanith Vex jedoch immer einen Schritt voraus ist, entwickelt sich das ganze zu einer mehr als amüsanten, aber ebenso blutigen, Hetzjagd quer durch Europa. Mit viel List und Tücke und einer großen Portion Unverfrorenheit (und natürlich mit Hilfe ihres Schwertes) stiehlt sich Tanith die gesuchten Gegenstände zusammen. Das die nun ehemaligen Besitzer das gar nicht so richtig mitbekommen, spricht für die Gerissenheit von Tanith. Nur bei ihrem letzten Coup will nicht alles so richtig nach Plan verlaufen.

Die ganze Story besticht dabei nicht unbedingt durch ihre Spannung oder Tiefgründigkeit, nein, sie ist eigentlich ein Paradebeispiel in Sachen Humor und Situationskomik. Man merkt, dass Landry seinen Schwerpunkt auf andere Dinge konzentriert als auf den Plot. Er achtet mehr auf die Dialoge und die Beziehungen der Gruppe untereinander. Genau das, macht die Geschichte in meinen Augen auch so ungemein lesenswert und abgedreht. Obwohl Taniths Team aus schlimmen Fingern besteht, mehrfachen Mördern, Dieben und Betrügern, muss man es einfach sympathisch finden. Das klingt zwar irgendwie nicht richtig, aber Derek Landy nimmt alle so humoristisch und mit viel Liebe für seine Charaktere aufs Korn, dass man die Figuren einfach mögen muss. Dabei ist es vollkommen egal, ob es sich nun um Taniths Team oder um das Team von Vex handelt.

Besonderes Vorwissen ist nicht unbedingt nötig, aber dennoch hilfreich. Die Geschichte funktioniert auch für Leser, die bisher einen Bogen um die Skulduggery Pleasant Bücher gemacht haben. Vieles erklärt sich von selbst, die Jugendgeschichte von Tanith bis zu ihrem neunzehnten Lebensjahr, wie sie zu dem wurde was sie heute ist, ihre Ausbildung zur Assassine und ihre ersten Aufträge, werden in kurzen Passagen erzählt. Nur einmal macht das Buch einen (wichtigen) Abstecher in den ersten Skulduggery Band. Moribund, ihren geheimnisvollen Retter aus dem Gefängnis des englischen Sanktuariums, werden nur die kennen, die diesen Band gelesen haben. Mit ihm verbindet Tanith ein gemeinsames Schicksal. Sie ist nicht die einzige, die von einem Restanten zu einer Person gemacht wurde, die sie eigentlich nicht ist. Auch wenn die „neue“ Tanith ein echt taffes Mädchen ist, so ist sie mir auf der Seite der Guten doch eine Spur lieber. Ihre Rücksichtslosigkeit und Blutgier, welche auch vor ihren eigenen Leuten keinen halt macht, ist beizeiten dann doch bedrückend. Insbesondere dann, wenn man sie auch „anders“ kennen gelernt hat.

Als besonderes Bonmot sind auf den Coverinnenseiten jeweils die betreffenden Siebenergruppen abgebildet. Vorne, beginnend mit Tanith, sind Sanguin, Springer-Jack, Annis, Dusk, Sabine und, ich nenne ihn mal Mister X (seine Doppelidentität wird erst gegen Ende hin aufgedeckt), zu sehen. Auf der hinteren Coverinnenseite ist das Team von Dexter Vex mit Saracen, Schreck Jones, Wilhelm Schreier, Aurora Jane und den beiden Monsterjägern Donegan Bane und Gracious O’Callahan, abgebildet.

Der Ausgang des Buch ist zwar offen, auf der anderen Seite aber auch irgendwie in sich abgeschlossen. Die Göttermörder sind eingesammelt und befinden sich nun, interessanter- und überraschenderweise, eben nicht mehr im Besitz von Tanith oder Vex, sondern wurden zu Beutestücken von *’§$%?. Oh, hier scheint meine Tastatur zu klemmen. Wie schade, denn das Ende war so irgendwie nicht abzusehen. Ein Knaller der mit einer betrogenen Betrügerin endet – nämlich mit der frisch verlobten Tanith Low.

Fazit:
Leute, lasst alles stehen und liegen. Wer mal so richtig Spaß haben und eine abgedrehte Tour de Force lesen möchte, sollte sich jetzt schleunigst in den Besitz von Die ruchlosen Sieben bringen. Wie ihr das macht, ist eure Sache. Es sollten aber bitte nicht unbedingt die Methoden von Tanith Low sein - es sei denn, ihr hätte die Hilfe der restlichen Ruchlosen und könntet verdammt gut mit einem Schwert umgehen. Das Buch ist sehr zu empfehlen.
 


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