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Asher, Neal

Der Drache von Samarkand


 
»Der Drache von Samarkand« von Asher, Neal


Besprochen von:
 
S.B. Tenz
Deine Wertung:
(3.5)

 
 
2432: Eine sublime KI (künstliche Intelligenz), die man als Earth Central bezeichnet, hat alle politischen Aufgaben der Menschen übernommen. Die Menschen haben sich weit über das Universum ausgebreitet. Lebensfeindliche Planeten werden terrageformt und kolonisiert. Dabei spielen auch die größten Entfernungen zwischen den einzelnen Welten kaum noch eine Rolle. Die Menschen reisen mit Hilfe der „Runcible-KI“ durch das All. Diese Technik ermöglicht es, Reisen über Tausende von Lichtjahren in Sekundenbruchteilen zurückzulegen. Das „beamen“ gehört der Vergangenheit an und wird mittlerweile belächelt.

Auf allen besiedelten Planeten gibt es Runcible-Stationen. Die Menschen benutzen sie praktisch wie eine U-Bahn und haben längst ihre Skepsis gegenüber dieser Art zu reisen verloren. Die Runcible-KI´s gelten als absolut sicher und zuverlässig und es heißt, Runcibles versagen nie. Bis zu dem Tag im Jahre 2432, als das Runcible auf Samarkand urplötzlich eine Fehlfunktion aufweist und eine gewaltige nukleare Katastrophe auslöst. Über zehntausend Menschen finden dabei den Tod. Der schon terrageformt Planet Samarkand wird dabei gleichzeitig in seinen ursprünglichen, unbewohnbaren Zustand zurückversetzt. Eine Katastrophe von unvorstellbarem Ausmaß.

Die ECS (Earth Central Security) beauftragt einen ihrer besten Agenten, Ian Cormac, mit den Ermittlungen in dieser Sache und befehligt ihn gemeinsam mit einem Team, bestehend aus Wissenschaftlern, Soldaten und Androiden, nach Samarkand. Ian Cormac ahnt nicht dass sich der Separatist/Terrorist Arian Pelter an seine Fersen gehaftet hat. Dieser hat noch eine Rechnung mit Cormac zu begleichen. Von unbeugsamen Hass getrieben, setzt Arian Pelter alles daran, dem Agenten den Garaus zu machen. Dabei geht er mit unglaublicher Kaltblütigkeit und Brutalität vor und hinterläßt eine Spur die von Verwüstung, Terror und Mord gezeichnet ist. Die schlimmste Waffe an Pelter´s Seite ist der irre Androide „Mr. Krane“. Eine schier unbesiegbare Maschine, die ihre Opfer buchstäblich in der Luft zerreißt. Mit diesen beiden unberechenbaren Gegnern im Rücken, findet Ian Cormac auf Samarkand einen noch weit aus gefährlicheren Gegner vor. Den Drachen! Eine künstliche Intelligenz deren Ursprung gänzlich unbekannt ist.

Plötzlich spricht alles dafür, dass nicht Terroristen, sondern der Drache für die Katastrophe auf Samarkand verantwortlich ist. Außerdem scheint Ian Cormac wesentlich mehr zu wissen, als er zuzugeben bereit ist. Die Dinge geraten schließlich völlig außer Kontrolle und mit einem Mal steht das Schicksal der gesamten Menschheit auf dem Spiel. Auf welcher Seite steht Agent Ian Cormac?

Neal Asher wird 1961 in Essex geboren. Seine ersten Science Fiction- und Fantasy- Storys schreibt er im Alter von 17 Jahren. Im Laufe der Jahre schreibt er neben einer Fantasy-Trilogie und zahlreichen anderen Geschichten ein Drehbuch für eine dreiteilige Fernsehserie namens „Trines“. Es folgen Beiträge in britischen Science Fiction- und Fantasy Magazinen und einige Kurzgeschichten.
Der Drache von Samarkand erscheint 2001 als englische Originalausgabe, “Gridlinked“, und ist Neal Asher´s erstes größeres Science Fiction Werk.

„Agent Ian Cormac im Auftrag ihrer KI mit der Lizenz zum Massenmord.“
So oder ähnlich könnte der Untertitel des Romans lauten. Ian Cormac, der James Bond des Jahres 2432. Ausgestattet mit den kuriosesten Waffen, sieht er sich völlig größenwahnsinnigen und übermächtigen Gegnern gegenüber. Er selbst, seit dreißig Jahren dauerhaft mit einem galaxisweiten Computersystem vernetzt, hat fast jegliches menschliches Empfinden verloren. Ian Cormac fühlt sich in Gegenwart von Maschinen weitaus wohler als in der von menschlichen Wesen.

Neal Asher läßt die Grenzen zwischen Mensch und Maschine geschickt verschwimmen. Dem Leser fällt es dabei manchmal schwer zwischen Humanoid und Android zu unterscheiden. Absicht oder Zufall? Wie dem auch sei, jedenfalls ein interessanter Effekt. Eine der imposantesten Personen dürfte dabei wohl die Figur des verrückten Androiden „Mr. Crane“ darstellen. Taucht dieser in der Geschichte auf, jagt es dem Leser jedesmal einen kalten Schauer über den Rücken. Falls eine Hölle für Androiden existiert, dann ist es der Zustand, in dem sich Mr. Crane befindet.

Wer nun allerdings Science Fiction mit hohen Anspruch erwartet, der sei an dieser Stelle gewarnt. Die Geschichte gestaltet sich nicht besonders anspruchsvoll, bietet dafür aber teuflisch gute Unterhaltung. Auf 555 Seiten läßt Neal Asher es so richtig krachen und seine Leser kaum zur Ruhe kommen. Ein Actionspektakel das zu keiner Zeit Langweile aufkommen lässt. Temporeich und zugleich packend geschrieben. So etwas begeistert. Die Hauptfiguren wirken äußerst überzeugend. Sowohl die des Agenten Ian Cormac, als auch die des Bösewichts Arian Pelter. Paraderollen für Arnold Schwarzenegger oder Bruce Willis, käme es zu einer Verfilmung. Allerdings sollte auch nicht unerwähnt bleiben, dass der Autor phasenweise, was die Brutalität angeht, etwas über die Stränge schlägt. Irgendwann habe ich aufgehört die Leichen zu zählen, und dabei war ich noch nicht einmal über Seite 200 hinaus.

Also aufgepasst: Nicht unbedingt jugendfrei.

Fazit: Dieser Roman ist sicher nichts für zarte Gemüter. Zudem dürfte er sich auch als Einstieg in die Literatur der Science Fiction weniger eignen. Wer jedoch auf der Suche nach einem kurzweiligen, knallharten Actionabenteuer ist und dabei die kleinen grauen Zellen nicht überstrapazieren möchte, der wird von diesem Roman begeistert sein. Sicher ist „Der Drache von Samarkand“ kein Meilenstein der Science Fiction oder ein Anwärter auf Kultstatus, aber auf jeden Fall eine „irre“ Story mit „irren“ Figuren. Spannend von der ersten bis zur letzten Seite. Geschrieben von einem Autor, der sich beim Schreiben wohl fast selbst bei seinem Tempo überschlagen hat.

Meine Bewertung richtet sich somit auch nachdem was der Roman letztendlich ist: Ein actiongeladenes Weltraumabenteuer, das Dank des flotten Schreibstils eine gute 7 durchaus verdient hat.
 


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