Leserunde zu "Ninragon" von Horus W. Odenthal

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Horus W. Odenthal
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Re: Leserunde zu "Ninragon" von Horus W. Odenthal

Beitrag von Horus W. Odenthal » Di 30. Okt 2012, 18:11

Und ja, ich sehe Ninragon so nahe am Mainstream wie Abercrombie. Zumindest thematisch. An den Verkaufszahlen müssen wir noch arbeiten. ;)

minkey
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Re: Leserunde zu "Ninragon" von Horus W. Odenthal

Beitrag von minkey » Di 30. Okt 2012, 22:00

@Dude: Jetzt nach Virri: Wofür stehen die Graustelzer? Mir war beim Lesen aufgefallen, dass die danach nicht mehr auftauchen, die stehen also in unmittelbarem Zusammenhang mit exakt dieser Szene. Sie räumen Kaustagg mitsamt Veteranen und Legenden beiseite. Was kommt auf grauen Stelzen daher? Hast Du 'ne Idee?

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Horus W. Odenthal
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Re: Leserunde zu "Ninragon" von Horus W. Odenthal

Beitrag von Horus W. Odenthal » Di 30. Okt 2012, 22:53

(murmel, rechts in die Backe flüster) stehtfürgarnixfandicheinfachnurngeilesmonster

minkey
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Re: Leserunde zu "Ninragon" von Horus W. Odenthal

Beitrag von minkey » Di 30. Okt 2012, 23:00

Na das beruhigt mich ja, das es sowas auch gibt... :D

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Hexodus
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Re: Leserunde zu "Ninragon" von Horus W. Odenthal

Beitrag von Hexodus » Di 30. Okt 2012, 23:04

Abercrombie fand ich ganz erfrischend, mit seinen sehr kantigen Charakteren, die sehr aus dem glattgebügelten Elfengedöns herausragen, die zuweilen das Fantasygenre zu beherrschen scheinen. Allerdings muss ich anmerken, dass Abercrombies Charaktere lediglich innerhalb der vordefinierten Parameter funktionieren. Bedeutet, dass sie keinerlei Evolution unterliegen und im Grunde ewig dieselben Persönlichkeiten mit denselben Handlungsmustern bleiben. Das wird irgendwann langweilig, weil man nur noch durch die Handlung aber nicht durch die Handelnden überrascht werden kann. Dennoch ist Abercrombie trotzt dieser Kritik auf hohem Niveau Klasse und man weis was man bekommt, wenn man sein Buch in die Hand nimmt. Somit ist er ganz klar Mainstream. Und wenn heute ein Abercrombie zum Mainstream zählt, ist das doch eine wundervolle Sache, zeigt es doch, dass nicht nur Etepetete-Schreiberlinge Erfolg haben können. Klick-Klack-Schmerz :lol:


An dieser Stelle muss ich mich beim Horus entschuldigen, dass wir noch keine Rezension veröffentlicht haben und ich notorisch keine Zeit habe. Unsere Rezensionsredaktion besteht zwar aus 18 Leuten, doch sind Ebookleser derart in der Unterzahl, dass nur eine Rezensentin und meine Wenigkeit elektronisch lesen. Dennoch haben wir das Ebook angenommen und die Rezensentin hat es angefangen, jedoch nach ca. 20 Seiten abgebrochen. Das hat sich als Geschmacks-Inkompatibel erwiesen. Sie meinte, dass Buch wäre etwas schwülstig geschrieben. Obwohl sie durchaus gewisse Qualitäten darin gesehen hat, war das nichts für sie. Sie zwingen wollte ich nicht, denn das könnte in einer schlechten Rezension resultieren, wenn sie sich da durchquält... Das ist wie gesagt eine Geschmacksfrage. Bei uns wird auch viel Fantastik-Romance gelesen und jemanden der das gerne liest epische Fantasy vorzusetzen geht einfach nicht. Vice versa kann ich mit Romance nicht das geringste Anfangen, dafür frühstücke ich am liebsten Epische Literatur.

So ist das Ebook dann bei mir gelandet und ich war neugierig genug ein paar Seiten anzulesen ... um dann in einem Rutsch alles zu verschlingen, weil mich die Lektüre gepackt und nicht wieder losgelassen hat! Horus hat sich als ein exzellenter und wortgewandter Erzähler erwiesen, der scheinbar mühelos auf allen Ebenen des schriftstellerischen Handwerks alle Register ziehen kann. Die Tatsche, dass er durch seine Comicveröffentlichungen konsistente Geschichten erzählen kann, habe ich niemals angezweifelt. Auch das Charakterdesign und das visuelle Vorstellungsvermögen wird er als Illustrator aus dem FF können. Das kann ich als Kollege denke ich recht gut beurteilen (das hier mache ich beruflich: http://www.augenpulver-design.de )
Doch wie kann jemand, der eigentlich in abgehackten Sprechblasenphrasen denken sollte in seinem Romandebüt ein solches sprachliches Feuerwerk abfeuern? Was muss Horus gelitten haben indem er sich Jahr für Jahr Worte in Sprechblasen gezwängt hat? Dabei muss sich eine mächtige Wortbugwelle angestaut haben, die sich schließlich wie eine Sinnflut auf die Seiten ergoßen hat. Man kann den Befreiungsschlag förmlich spüren. Freiheit den Worten! Nie wieder soll sie ein Punkt zähmen! Nieder mit den Sprechblasen!
(Auch wenn ihr jetzt Schmunzelt, werdet ihr ein Körnchen Wahrheit darin erkennen. Der Anfang ist gespickt mit ungebändigten Sätzen, die förmlich nicht mehr aufhören wollen)

Jedenfalls hat mich Horus entsetzlich überrascht und das passiert einem alten Fantasyhaudegen wir mir nicht alle Tage. Für mich ist Horus W. Odenthal der Paul Potts des Fantasygenres und das meine ich im positiven Sinne: ein Überraschungsknaller und ein Megatalent das scheinbar aus dem Nirgendwo auftaucht, und alle für sich gewinnt.

Trotz der tonnenweise verschlungenen Fantasybüchern aller Coleur, kann ich auf Anhieb keinen anderen Autor benennen, der sich sprachlich mit Horus messen könnte. Mir war bis Ninragon nicht einmal bewusst, dass jemand so wortgewandt schreiben kann und sich immer noch Fantasyautor nennen darf.
Relativ oft lese ich verlagseigene Lobeshymnen auf gewisse Autoren, die angeblich "Wortgewaltig" erzählen. Das hat sich bisher immer als Quatsch erwiesen. Gute Erzähler gibt es viele, doch als "Wortgewaltig" kann ich erstmalig Horus titulieren. Ich verneige mich vor seinem Talent. Keine Ahnung wo das her kommt, aber ich bin verdammt froh, dass er endlich etwas damit angefangen hat ;)

Dennoch habe ich mich gefragt, was die Rezensentin mit "Schwülstig" gemeint hat. Und ja, ich kann diesen Eindruck im weiteren Sinne für die Einstiegspassagen teilen. Klar, die epische Komponente verlangt nach langen Ausführungen. Doch selbst neben anderen epischen Werken fällt Ninragon durch exorbitante Satzlängen auf. Man wird beim Lesen geradezu kurzatmig, weil das Satzende wider Erwarten ein paar Worte später erfolgt als gedacht. Gerade am Anfang, wenn man sich noch nicht warm gelesen hat, fällt das stark ins Gewicht und kann Leser leichterer Kost zum Abbruch bewegen. Später habe ich das nicht mehr so empfunden. Die Satzlänge war mir einfach ist mir das gar nicht mehr aufgefallen. Nach kurzem Nachdenken bin ich mir sicher, dass Horus eine andere Rhythmik verwendet. Sein Takt hat eine eigene Gesetzmäßigkeit, die man erst erlernen muss. Das ist natürlich etwas befremdlich, aber durchaus in sich stimmig. Deshalb verschwindet diese Befremdung, sobald man das System im Zuge des Lesens verinnerlicht hat.

Ein Passage ist mir besonders im Gedächtnis hängen geblieben. Darin ging es um Gerüche und deren Bedeutung für den Helden. Nie hätte ich mir träumen lassen, dass man so viel darüber schreiben kann. Meine Hochachtung vor dieser Leistung.


@Minkey Dass die beiden Folgebände noch besser sein sollen, kann ich mir kaum vorstellen. Irgendwann müssen doch jedem die Superlative ausgehen :shock:
Aber ich nehme das als eine klare Empfehlung an.

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Lisandella
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Re: Leserunde zu "Ninragon" von Horus W. Odenthal

Beitrag von Lisandella » Mi 31. Okt 2012, 07:32

Hexodus hat geschrieben:An dieser Stelle muss ich mich beim Horus entschuldigen, dass wir noch keine Rezension veröffentlicht haben und ich notorisch keine Zeit habe. Unsere Rezensionsredaktion besteht zwar aus 18 Leuten, doch sind Ebookleser derart in der Unterzahl, dass nur eine Rezensentin und meine Wenigkeit elektronisch lesen. Dennoch haben wir das Ebook angenommen und die Rezensentin hat es angefangen, jedoch nach ca. 20 Seiten abgebrochen. Das hat sich als Geschmacks-Inkompatibel erwiesen. Sie meinte, dass Buch wäre etwas schwülstig geschrieben. Obwohl sie durchaus gewisse Qualitäten darin gesehen hat, war das nichts für sie. Sie zwingen wollte ich nicht, denn das könnte in einer schlechten Rezension resultieren, wenn sie sich da durchquält... Das ist wie gesagt eine Geschmacksfrage. Bei uns wird auch viel Fantastik-Romance gelesen und jemanden der das gerne liest epische Fantasy vorzusetzen geht einfach nicht. Vice versa kann ich mit Romance nicht das geringste Anfangen, dafür frühstücke ich am liebsten Epische Literatur.
Das kann ich so jetzt einfach nicht stehen lassen ;) - ich bin die Rezensentin, die bei Ninragon aufgegeben hat. Allerdings habe ich bis zum Kapitel "Irrlichtland" durchgehalten, was ca. einem Viertel des Gesamtumfanges entspricht (also echt Hexodus, ich würde nienienie ein Rezensionsexemplar nach nur 20 Seiten an den Nagel hängen :shock: . Auch bei einem gekauften Buch kam das noch nie vor, wenn ich so drüber nachdenke).

Zum zweiten lese ich auch keine Romantic Fantasy, mit Liebesromanen jeder Art kann man mich meilenweit jagen. Ausnahmen hierzu waren die Biss-Reihe (die musste ich schon alleine deshalb lesen, um über Glitzervampire lästern zu können ;)), bzw. die Folge von Etikettenschwindel wie bei "Die Rebellion der Maddie Freeman", wo man anhand des Klappentextes nun wirklich nicht ahnen konnte, dass man sich durch hunderte Seiten Teenieschwärmerei für einen wahnsinnig gutaussehenden, perfekten "Rebellenführer" quälen muss.

Und das mit der "leichten Kost" trifft nun auch nicht wirklich auf mich zu. Ich lese durchaus auch schwierige Bücher, bei denen andere aufgegeben haben.

Trotzdem bin ich mit Ninragon nicht warm geworden. Und ja, den Anfang fand ich vom Stil her schwülstig. Die langen Schachtelsätze, die Wortwahl, die Adjektivdichte. Es stimmt, der Stil ändert sich wenn's um Aurics Geschichte geht, aber die Szenen mit den Ninrae wirkten auf mich so, als würde mir jede Menge Vorwissen fehlen um die Szenen verstehen zu können.

Nichtsdestotrotz finde ich die Diskussion hier sehr interessant, auch wenn sie mich nicht dazu verführt, das Buch nochmal anzufangen ;).

minkey
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Re: Leserunde zu "Ninragon" von Horus W. Odenthal

Beitrag von minkey » Mi 31. Okt 2012, 10:01

Lisandella hat geschrieben:Das kann ich so jetzt einfach nicht stehen lassen ;) - ich bin die Rezensentin, die bei Ninragon aufgegeben hat. Allerdings habe ich bis zum Kapitel "Irrlichtland" durchgehalten, was ca. einem Viertel des Gesamtumfanges entspricht.
...
Trotzdem bin ich mit Ninragon nicht warm geworden.
Ich kann gut nachvollziehen, wenn jemand nicht mit Ninragon zurechtkommt. Es ist schwere Kost, auch wenn Horus das nicht so sieht. Es ist bei allem so: Wenn man etwas durchdrungen hat, sieht es plötzlich ganz leicht aus, aber es zu durchdringen kann unendlich schwer sein. Ich wundere mich immer wieder über die Stärke dieses Effekts. Der Autor hat sein Buch naturgemäß durchdrungen, entsprechend kann er die Zugänglichkeit nicht mehr beurteilen. Nunja, Du siehst ja wie mühselig wir uns hier Erkenntnisse abringen, bei denen man, hat man sie einmal verstanden, sich eigentlich nur noch vor den Kopf schlagen kann. (Himmelsriff = Elfenbeinturm. Warum verdammt nochmal muss ich dieses Buch mehrfach lesen und so lange darüber nachdenken, bevor ich das sehe? Es liegt doch völlig auf der Hand?!)
Und selbst wenn man diese Hürden genommen hat, ist es ja immer noch eine Frage des Geschmacks.
Lisandella hat geschrieben:Und ja, den Anfang fand ich vom Stil her schwülstig. Die langen Schachtelsätze, die Wortwahl, die Adjektivdichte. Es stimmt, der Stil ändert sich wenn's um Aurics Geschichte geht, aber die Szenen mit den Ninrae wirkten auf mich so, als würde mir jede Menge Vorwissen fehlen um die Szenen verstehen zu können.
Schwülstig finde ich den falschen Begriff, abgehoben trifft es meiner Meinung nach besser. Vergeistigt wäre eine andere Möglichkeit.
Das ist ja auch definitiv so und das soll auch so sein, es ist Teil der Geschichte die Ninragon erzählt. Horus lässt den Leser alles am eigenen Leib erleben, eben auch die Abgehobenheit der Ninrae. Die Gefahr, dass der Leser dabei auf der Strecke bleibt, ist nicht von der Hand zu weisen. Ninragon ist in dieser Hinsicht kein kommerzielles Buch.

Über den Anfang herrscht bisher wohl bei allen Lesern Einigkeit: Er ist schwer. Ich fand z.B. auch den Anfang von Schattenfall extrem sperrig und hätte es ohne Horus Empfehlung nie im Leben weitergelesen. Erst etwa ab Seite 150 wurde es für mich besser. (In diesem Sinne kann ein Viertel des 1. Bandes einer Trilogie eben doch zu wenig sein, bei Schattenfall wäre es bei mir tatsächlich zu wenig gewesen. Was jetzt keine Anregung zum Weiterlesen sein soll.)

Ich habe immer noch den Eindruck, dass der deutschsprachige Markt für einen Autor wie Horus schwierig ist. Mag ja sein, dass Abercrombie in England ein Star ist. Seine Bücher werden dort aber nicht auf Deutsch herausgegeben. Und Bakker ist in Deutschland auch nur gefloppt.
Lisandella hat geschrieben:Nichtsdestotrotz finde ich die Diskussion hier sehr interessant, auch wenn sie mich nicht dazu verführt, das Buch nochmal anzufangen ;).
Dann versuche ich Dich eben zu einem anderen Buch zu verführen: Horus hatte mal angekündigt eine Gratis-Aktion vom 1. Band von Hyperdrive bei amazon zu machen. Das dürfte bald soweit sein (@Horus: Gibts schon einen Termin?). Du wirst sehen, das liest sich ganz anders: Keine Ninraes, kein Geschwurbel, kein rohes Gemetzel, ein völlig anderes Buch, ein völlig anderes Leseerlebnis. Kein Herumpuzzeln in der Metaebene (Ok, wahrscheinlich habe ich es einfach noch nicht verstanden ;) ). Ich finde es großartig und es ist sehr unterhaltend. Probiers mal aus.

Hier ein Ausschnitt aus einer Rezension dazu, der ganz gut zu den Posts von Dir und Hexagon passt:
Odenthal hat die Eigenschaft Szenen so zu schreiben, dass man sie sehr bildhaft vor sich sieht. Vielleicht hat er als früherer Comic-Autor einen anderen Blick auf das Geschehen, kann es besser in Bilder fassen, als Autoren ohne diesen Werdegang und gleichzeitig gibt es sicherlich auch nur wenige Comic-Autoren, die über eine derartige Sprachgewalt verfügen. Er schafft es jedenfalls die wesentlichen Charakteristiken einer Szene so zu beschreiben, dass ich mir vorkomme, als würde ich das ganze vor mir sehen. Bei Ninragon war das auch schon so, wurde aber durch die dort fremdartige Sprache in den Szenen mit den Elfen/Ninrae (vermutlich ein Stilmittel, um ihre Andersartigkeit herauszustellen), wieder etwas eingetrübt. Hier ist die Sprache einfacher, was ich einerseits auch schade finde, aber die Szenen gewinnen dadurch noch mehr an Klarheit. Sozusagen Odenthal in HD.
Zuletzt geändert von minkey am Mi 31. Okt 2012, 14:18, insgesamt 6-mal geändert.

minkey
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Re: Leserunde zu "Ninragon" von Horus W. Odenthal

Beitrag von minkey » Mi 31. Okt 2012, 10:09

Hexodus hat geschrieben:@Minkey Dass die beiden Folgebände noch besser sein sollen, kann ich mir kaum vorstellen. Irgendwann müssen doch jedem die Superlative ausgehen :shock:
Aber ich nehme das als eine klare Empfehlung an.
Mir ging es nach dem Lesen des 1. Bandes wie Dir: Ehrfurcht vor der kunstvollen Beherrschung der Sprache in all ihren Facetten.

Aber: Warum verdammt ausgerechnet diese Erzählperspektive? Der Autor behindert sich doch nur selbst?! Und was soll das Ganze überhaupt?! Geht es jetzt weiter mit militärischen Strategien? Interessiert mich das auch nur im Geringsten?

Der 2. Band ist konventioneller, er dient mehr der vordergründigen Geschichte (zumindest bis ich in dieser Leserunde eines besseren belehrt werde und ich in ein paar Wochen diesen Post heimlich abändere ;) ).

Für das letzte Drittel des 2. Bandes und den 3. Band wirst Du Dir Zeit reservieren müssen. Denn Du wirst für nichts anderes Zeit haben. Und Du wirst völlig zerschunden aus dem Ganzen hervorgehen. (Wobei unsere Diskussionen der Wisperschichten dieses Gefühl evtl. abmildern.) Hast Du schon eine Ahnung, wann Du weiterliest?
Hexodus hat geschrieben:Sein Takt hat eine eigene Gesetzmäßigkeit, die man erst erlernen muss. Das ist natürlich etwas befremdlich, aber durchaus in sich stimmig. Deshalb verschwindet diese Befremdung, sobald man das System im Zuge des Lesens verinnerlicht hat.
Das Schlimme ist: Es stimmt nur für Ninragon. Lies Hyperdrive und Du wirst feststellen, dass Horus das einfach auf einen anderen Takt umschalten kann. Erschreckend. (Oder ich habe es tatsächlich schon verinnerlicht.) Aber genug der Huldigungen...

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Lisandella
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Re: Leserunde zu "Ninragon" von Horus W. Odenthal

Beitrag von Lisandella » Do 1. Nov 2012, 08:57

minkey hat geschrieben:Ich kann gut nachvollziehen, wenn jemand nicht mit Ninragon zurechtkommt. Es ist schwere Kost, auch wenn Horus das nicht so sieht. Es ist bei allem so: Wenn man etwas durchdrungen hat, sieht es plötzlich ganz leicht aus, aber es zu durchdringen kann unendlich schwer sein. Ich wundere mich immer wieder über die Stärke dieses Effekts. Der Autor hat sein Buch naturgemäß durchdrungen, entsprechend kann er die Zugänglichkeit nicht mehr beurteilen. Nunja, Du siehst ja wie mühselig wir uns hier Erkenntnisse abringen, bei denen man, hat man sie einmal verstanden, sich eigentlich nur noch vor den Kopf schlagen kann. (Himmelsriff = Elfenbeinturm. Warum verdammt nochmal muss ich dieses Buch mehrfach lesen und so lange darüber nachdenken, bevor ich das sehe? Es liegt doch völlig auf der Hand?!)
Und selbst wenn man diese Hürden genommen hat, ist es ja immer noch eine Frage des Geschmacks.
Ja, das stimmt schon. Der Einstieg und die Ninrae-Szenen haben es mir auch von Anfang an schwer gemacht, Zugang zu Auric und besonders zu Darachel zu finden. Ich bin einfach nicht in diese Geschichte hineingekommen und konnte mit den Figuren nicht mitfühlen. Vielleicht war mir sogar das ganze Setting zu klassisch, ich kann's gar nicht so genau festmachen. Aber es stimmt vielleicht, einfach zu sagen, das Buch hat meinen Geschmack nicht getroffen. Und es hat mich definitiv nicht unterhalten - und das sollte eben auch ein anspruchsvolles Buch können.
minkey hat geschrieben:Schwülstig finde ich den falschen Begriff, abgehoben trifft es meiner Meinung nach besser. Vergeistigt wäre eine andere Möglichkeit.
Das ist ja auch definitiv so und das soll auch so sein, es ist Teil der Geschichte die Ninragon erzählt. Horus lässt den Leser alles am eigenen Leib erleben, eben auch die Abgehobenheit der Ninrae. Die Gefahr, dass der Leser dabei auf der Strecke bleibt, ist nicht von der Hand zu weisen. Ninragon ist in dieser Hinsicht kein kommerzielles Buch.

Über den Anfang herrscht bisher wohl bei allen Lesern Einigkeit: Er ist schwer. Ich fand z.B. auch den Anfang von Schattenfall extrem sperrig und hätte es ohne Horus Empfehlung nie im Leben weitergelesen. Erst etwa ab Seite 150 wurde es für mich besser. (In diesem Sinne kann ein Viertel des 1. Bandes einer Trilogie eben doch zu wenig sein, bei Schattenfall wäre es bei mir tatsächlich zu wenig gewesen. Was jetzt keine Anregung zum Weiterlesen sein soll.)

Ich habe immer noch den Eindruck, dass der deutschsprachige Markt für einen Autor wie Horus schwierig ist. Mag ja sein, dass Abercrombie in England ein Star ist. Seine Bücher werden dort aber nicht auf Deutsch herausgegeben. Und Bakker ist in Deutschland auch nur gefloppt.
Ob man es nun "schwülstig" (der Begriff kam mir in den Sinn, weil mich dieser Stil auch oft bei historischen Romanen abschreckt, vielleicht passt er da besser) oder "abgehoben" nennt, es bleibt die Frage, ob es das beste Stilmittel ist, um die Ninrae darzustellen, wenn man an dieser Stelle viele Leser verliert (ich scheine ja nicht unbedingt die einzige zu sein, der es so ergangen ist).

Hmm. Ich betrachte eine Trilogie trotzdem als drei einzelne Bücher. Und wenn der Autor mich im ersten Band einer Trilogie oder Reihe nicht einfängt, habe ich natürlich auch keine Motivation mich den anderen Bänden zuzuwenden. Für mich ist Lesen vorrangig ein Hobby, etwas das meine Freizeit bereichert und mich unterhält. Deswegen finde ich es durchaus legitim, ein Buch abzubrechen, wenn das Lesen für mich in Arbeit ausartet. Und ich fürchte, so werden es wohl die meisten sehen.
minkey hat geschrieben:Dann versuche ich Dich eben zu einem anderen Buch zu verführen: Horus hatte mal angekündigt eine Gratis-Aktion vom 1. Band von Hyperdrive bei amazon zu machen. Das dürfte bald soweit sein (@Horus: Gibts schon einen Termin?). Du wirst sehen, das liest sich ganz anders: Keine Ninraes, kein Geschwurbel, kein rohes Gemetzel, ein völlig anderes Buch, ein völlig anderes Leseerlebnis. Kein Herumpuzzeln in der Metaebene (Ok, wahrscheinlich habe ich es einfach noch nicht verstanden ;) ). Ich finde es großartig und es ist sehr unterhaltend. Probiers mal aus.
Ich habe leider keinen Kindle und das zweite Problem ist, dass ich so gut wie keine Science Fiction lese ;). Daher glaube ich eher nicht, dass Hyperdrive etwas für mich ist. Btw - die Gemetzelszenen haben mich an Ninragon eigentlich am allerwenigsten gestört.

Was mir übrigens sehr positiv an Ninragon aufgefallen ist, war die völlige Abwesenheit von Rechtschreib- und Grammatikfehlern. Bei selbstverlegten Ebooks bekommt man hier als Leser ja oft das nackte Grauen serviert und selbst die großen Verlage achten da meiner Meinung nach in letzter Zeit zu wenig drauf, was ich sehr schade finde.

Ich habe mich gerade gefragt, ob Horus versucht hat, Ninragon bei einem Verlag unterzubringen, oder ob er es gleich als Selbstverleger herausgebracht hat?

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Horus W. Odenthal
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Re: Leserunde zu "Ninragon" von Horus W. Odenthal

Beitrag von Horus W. Odenthal » Do 1. Nov 2012, 13:47

Da ist man mal einen Tag weg auf der Hochzeit von zwei guten Freunden …
Okay, da ist ja einiges angefallen.
Hexodus hat geschrieben:An dieser Stelle muss ich mich beim Horus entschuldigen, dass wir noch keine Rezension veröffentlicht haben und ich notorisch keine Zeit habe. (…)
Was muss Horus gelitten haben indem er sich Jahr für Jahr Worte in Sprechblasen gezwängt hat? Dabei muss sich eine mächtige Wortbugwelle angestaut haben, die sich schließlich wie eine Sinnflut auf die Seiten ergoßen hat. Man kann den Befreiungsschlag förmlich spüren. Freiheit den Worten! Nie wieder soll sie ein Punkt zähmen! Nieder mit den Sprechblasen!
(Auch wenn ihr jetzt Schmunzelt, werdet ihr ein Körnchen Wahrheit darin erkennen. Der Anfang ist gespickt mit ungebändigten Sätzen, die förmlich nicht mehr aufhören wollen)

Jedenfalls hat mich Horus entsetzlich überrascht und das passiert einem alten Fantasyhaudegen wir mir nicht alle Tage. Für mich ist Horus W. Odenthal der Paul Potts des Fantasygenres und das meine ich im positiven Sinne: ein Überraschungsknaller und ein Megatalent das scheinbar aus dem Nirgendwo auftaucht, und alle für sich gewinnt.
@Hexodus Bei so viel Lob steigt mir gleich die Röte in die Wangen. Es freut mich, dass das Buch so gut bei dir angekommen ist. Ich denke, es spaltet die Leser. Wobei das auch schon wieder falsch ist. Es hat ein Zielpublikum. Entweder man steht auf Krimis oder nicht. Entweder man steht auf die Art von Fantasy wie ich sie schriebe oder nicht. Jeder sucht sich die Bücher aus, die seinem Beuteschema entsprechen. Umso mehr freut es mich natürlich, wenn Ninragon mal wieder einen Leser findet, der sich von ihm angesprochen fühlt.
Und an dem mit den Worten in Sprechblasen zwängen und dem Befreiungsschlag in der Sturzflut der Worte ist mehr als ein Körnchen Wahrheit. Als ich es mit dem Schreiben nach eingem Überlegen und einem kurzen Anstoß meiner werten Gattin versuchte, war für mich fast sofort klar, Das ist es! Ich war sofort danach süchtig. Eigentlich neige ich nicht dazu, irgendetwas in meinem Leben zu bedauern, aber wenn ich etwas nennen müsste, dann ist das, nicht sofort mit dem Schreiben angefangen zu haben.
Und ja: Obwohl dies nicht mein erster Versuch war, ist Ninragon in gewisser Weise mein Debüt und mein Befreiungsschlag. Nachdem ich das jetzt alles gemacht habe, fühle ich mich erleichtert. Das typische Phänomen des ersten Buches. Ich glaube, ich Zukunft wird man leichtere Kost von mir zu erwarten haben; in den Ninragon musste einiges rein. Ich denke nicht, dass es leichter im Sinne von seichter wird, sondern nur leichter im Sinne von weniger befrachtet und noch mehr Vergnügen für den Leser. Leichter wie luftiger.
Ach übrigens, Hexodus: Ganz tolle Seite. Die Designs und das Artwork finde ich großartig. Ich glaube, ich muss danach mal gezielt suchen. Ich sehe förmlich einen Homunkulus in diesem Stil vor mir.
Wow, nochmal, ich bin ganz weggeblasen von all den lobenden Worten.
Hi, @Lisandella!
Ich finde es vollkommen okay, dass dir der Ninragon nichts sagt und du eher auf andere Bücher stehst. Es wäre eine langweilige Welt, wenn wir alle den gleichen Geschmack hätten. Und das Spektrum der gedruckten Bücher wäre dann erschreckend schmal, etwa so wie die deutschen Musik-Charts. :lol:
minkey hat geschrieben:Es ist schwere Kost, auch wenn Horus das nicht so sieht.
Ich bin nicht der einzige, der das so sieht. Es gibt etliche Leser, die nicht die geringste Schwierigkeit mit Ninragon hatten, und das hat gar nichts damit zu tun, wie "geschult" an schwerer Literatur derjenige ist. Ein paar Leute, die eigentlich nur "Unterhaltungsliteratur" lesen kamen mit Ninragon erstaunlich gut klar. Ich glaube, es liegt an der Haltung und ob die Erzählstimme erst einmal sympathisch ist. Die Haltung "Lass mal kommen, erzähl mir was, ich muss nicht direkt am Anfang jedes Wort verstehen" hilft enorm. Genauso ist es mit dem "fordernden" Anfang. Es herrscht eben nicht bei allen Lesern darüber Einigkeit. Einige Leser, und nicht unbedingt die "Hochliteratur"-Leser sind durch den Anfang durchgegangen wie ein warmes Messer durch Butter. Die konnten gar nicht verstehen, als ich nachfragte, ob es denn beim Anfang noch etwas gehakt hat. ES ist vielleicht auch eine Frage, was man sonst so liest und was die vorgefasste Erwartung ist.
Ich glaube nicht, dass das Leseerlebnis beim zweiten Mal dadurch besser wird, dass man alles schon einmal verstanden hat, sondern vor allem daran, dass m,an sich dann schon einmal an seiner Erwartungshaltung abgearbeitet hat und das Buch als das sehen kann, was es wirklich ist. Mir geht es vor allem oft mit Filmen so. Ich kann sie eigentlich erst nach dem zweiten Sehen beurteilen. Das erste Mal muss der Film mit dem kämpfen, den ich mir eigentlich vorher vorgestellt habe; beim zweiten Mal weiß ich, was ich tatsächlich zu erwarten habe und kann den Film auf seinem eigenen Terrain bewerten, als das, was er ist, und nicht verglichen mit dem, was ich erwartet habe.
@Hexodus Abercrombie: Ich sehe bei seinen Charakteren oft starke Entwicklungen. In the Heroes wird Prinz Calder von einem Feigling und Strippenzieher zu einem Mann, der für etwas einsteht (wenn auch nur bedingt: Abercrombie kennt das Leben genau genug, um zu wissen das oft Entwicklung nicht in steten Schritten, sondern in Fortschritt, kleiner Rückschritt, Konsolidierung vor sich geht). Manchmal ist die Entwicklung sogar radikal; es ist eben nur nicht die, die wir gerne sehen würden. Caul Shivers (was für ein Name!) wird in "Best Served Cold" von einem netten Kerl, der immer nur das Richtige tun will zu einem sadistischen Zyniker. @minkea Ich glaube, dass Abercrombie in Deutschland kein Star ist, liegt nicht an den Büchern die er schreibt, sondern daran, wie er beworben wird, bzw. welchem Publikum man ihn anwirbt und somit daran, welche Cover er in Deutschland im Vergleich zu England erhält und welche Signale die setzen, welches Publikum die ansprechen. Die deutschen Cover sagen ganz klar: "Wenn du nicht ein typischer Fantasy-Geek bist und auf so einen Scheiß stehst, und du nicht Schwerter und Kitsch und so absolut abkannst, dann lass die Finger von diesem Buch – Leser anderer Genres, verpfeift euch!"
Das gleiche gilt in eingeschränkterem Maße für Bakker. Die Heyne-Cover sind nicht gut, setzen die falschen Signale und sprechen das falsche Publikum an. Cover verkaufen Bücher. Das falsche Cover kann ein Todesstoß für ein Buch sein.
minkey hat geschrieben:Horus hatte mal angekündigt eine Gratis-Aktion vom 1. Band von Hyperdrive bei amazon zu machen. Das dürfte bald soweit sein (@Horus: Gibts schon einen Termin?).
Ja, es gibt einen Termin für die Gratis-Aktion von Hyperdrive 1. Und zwar gibt es das Buch morgen und übermorgen, also den 02.11. und den 03.11.2012 gratis auf Amazon. Und zwar hier: http://www.amazon.de/Hyperdrive-Der-Reb ... 576&sr=1-5
Lisandella hat geschrieben:Ich bin einfach nicht in diese Geschichte hineingekommen und konnte mit den Figuren nicht mitfühlen. Vielleicht war mir sogar das ganze Setting zu klassisch, ich kann's gar nicht so genau festmachen. Aber es stimmt vielleicht, einfach zu sagen, das Buch hat meinen Geschmack nicht getroffen. Und es hat mich definitiv nicht unterhalten - und das sollte eben auch ein anspruchsvolles Buch können.
So ist das. Jeder hat seinen Geschmack, und das ist gut so. Du bist offensichtlich nicht das Zielpublikum von Ninragon. Ich sehe das nicht als Qualitätsurteil oder ähnliches. Ich hoffe aber, dass ich dich vielleicht mit einem anderen Buch "kriege". Vielleicht geht das, vielleicht auch nicht. Wir sollten die Bücher lesen, die uns gefallen und die uns etwas geben.
Lisandella hat geschrieben:Was mir übrigens sehr positiv an Ninragon aufgefallen ist, war die völlige Abwesenheit von Rechtschreib- und Grammatikfehlern. Bei selbstverlegten Ebooks bekommt man hier als Leser ja oft das nackte Grauen serviert und selbst die großen Verlage achten da meiner Meinung nach in letzter Zeit zu wenig drauf, was ich sehr schade finde.

Ich habe mich gerade gefragt, ob Horus versucht hat, Ninragon bei einem Verlag unterzubringen, oder ob er es gleich als Selbstverleger herausgebracht hat?
Das Lob für die Abwesenheit der Rechtschreibfehler gebührt nicht nur mir sondern in großem Maße auch meinem Lektor bei diesem Buch.
Zum zweiten Teil: Ja, ich habe einen Agenten, der sich um die Print-Rechte bemüht, auch schon vor der eBook-Veröffentlichung, und der zur Zeit in Verhandlung mit Verlagen steht.
Mehr dazu übrigens auf meinem Blog: http://horus-w-odenthal.blogspot.de/201 ... books.html
So, ich hoffe, ich habe die anderthalb Tage Abwesenheit gut abgearbeitet und alles Wichtige berührt.

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