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Ralf Isau

Die zerbrochene Welt
Weltendämmerung

  • Autor:Ralf Isau
  • Titel: Weltendämmerung
  • Serie:Die zerbrochene Welt
  • Genre:Fantasy
  • Einband:Hardcover
  • Verlag:Piper
  • Datum:10 September 2012
  • Preis:19,99 EUR

 
»Weltendämmerung« (Die zerbrochene Welt) von Ralf Isau


Besprochen von:
 
D. Eisenhart
Deine Wertung:
(4)

 
 
Seit Taramis' Begegnung mit Gaal in Komana sind nur wenige Monate vergangen, die Gefährten haben sich verstreut. Taramis ist mit seiner Familie, Siath, Jagur und Lehi (sowohl der Ehefrau als auch der Streitaxt) nach Barnea zurückgekehrt. Shuria liegt mit dem zweiten Kind in den Wehen und bringt Taramis' Tochter zur Welt. Kurz nach der Geburt wird das kleine Anwesen plötzlich von Kriegern des Drachenvolks angegriffen, die seltsamerweise auf Ätherschlangen reisen - haben die Dagonisier neue Verbündete gefunden?
Von Dagon ausgehend greift eine dunkle Wolke nach den Inseln der Zentralregion, eine düstere Bedrohung, die Berith einhüllt und sich nach kurzer Zeit wieder zurückzieht. Ist die Wolke nur ein harmloses Naturereignis oder wurde sie bewusst und zu einem bestimmten Zweck erschaffen?

Für den Abschlussband seiner Scherbenwelt-Trilogie zieht Ralf Isau noch einmal alle Register: Vor der finalen Konfrontation zwischen den Dagonisiern und den Kindern des Lichts verliert Taramis noch einmal seine Familie und zudem muss er Gaals finstere Pläne zur Übernahme der Weltherrschaft aufdecken. Als Leser durfte ich wieder neue Schollen und Völker kennenlernen, die gewohnt einfallsreich und vielseitig erdacht sind.
Das Angehörigen des Drachenvolks sind Nomaden und leben auf einer eher kargen Scholle. Sie wohnen in Zeltstädten, ihr Oberhaupt ist der Khan. Frauen werden ihrer Kultur nicht besonders hoch angesehen und haben kaum etwas zu melden.
Außerdem werden noch die Zioraner eingeführt, deren Zuhause eine sehr kalte, schneereiche Scholle ist. Sie haben Flügel, durchscheinende weiße Haut und weißes, zähflüssiges Blut. Ihre Art der Fortpflanzung ist für menschenähnliche Wesen sehr untypisch. Von den Völkern Beriths werden sie in der Regel gemieden, weil sie doch sehr anders sind und von vielen als hässlich empfunden werden. Da Zior aber sehr abgelegen liegt, ist der Kontakt zu anderen Völkern ohnehin selten.

Auch im dritten Band konnte der Autor mich in Berith einfangen und mich immer noch zum Staunen bringen. Die Scherbenwelt hat sich für mich nicht abgenutzt, ich konnte sofort eintauchen und war von dieser Welt fasziniert. Sie ist durch und durch gelungen, man muss dem Autor dafür einfach Bewunderung zollen.

Der große Showdown lässt ebenfalls keine Wünsche offen. Die Schlacht Gut gegen Böse war spannend und auch wenn der Ausgang des Buches nicht wirklich überrascht, so ist er dennoch gut gelungen. Betrachtet man die komplette Trilogie, so war Weltendämmerung definitiv ein schöner Abschluss, auch wenn ich sicher bin, dass es in der Scherbenwelt noch viele interessante Geschichten zu erzählen gäbe.

Die Schwäche dieser Trilogie, nämlich die sehr eindimensionalen, schwarz-weißen Charaktere ziehen sich aber leider ebenfalls bis zum Ende durch. Mir persönlich gefällt es einfach besser, wenn man die Figuren nicht drei Zeilen nach der Einführung in ihre Schublade stecken kann. Diese nur guten oder nur bösen Figuren können den Leser einfach nie überraschen oder verblüffen, sie sind berechenbar. Die Guten wanken nie, und die Bösen haben nie die Erkenntnis, auf dem falschen Weg zu sein.
Taramis erschien mir in den ersten Kapiteln von Die zerbrochene Welt schon absolut übermächtig: Er hat tödlich giftiges Blut, kann die Zeit verlangsamen, kann geistige Angriffe spiegeln und so auf den Angreifer zurückwerfen, er kann Fährten aufleuchten lassen und ist ein Fernwirker. Habe ich noch was vergessen? Wahrscheinlich. Und zu alldem hat er auch noch den Feuerstab, der Gegner nur durch Berührung verbrennen lässt und einen Schild, der sich selber heilt. Und als wäre das alles nicht schon zu viel des Guten, erwirbt er im Verlauf von Feueropfer und Weltendämmerung auch noch weitere Fähigkeiten, die ihn noch unbesiegbarer machen. Obwohl der Autor dafür eine Erklärung liefert, hat es mich doch gestört.
Und dann gab es zum Beginn von Weltendämmerung gleich noch eine Irritation: Shuria, wie Taramis aus Zeridia stammend, liegt in den Wehen. Als Geburtshelferinnen stehen ihr Lehi, Jagurs Ehefrau, und Siath zur Seite. Moment, eine Kirrie und eine Ganesin?
Wir erinnern uns: Das Blut der Zeridianer ist für alle anderen Rassen hochgiftig, der kleinste Tropfen auf ungeschützter Haut führt innerhalb weniger Sekunden zum Tod. Wie können denn da eine Kirrie und eine Ganesin die Aufgaben einer Hebamme erfüllen?!? Leider gibt es hierzu nicht den kleinsten Hinweis des Autors, obwohl es sicher Möglichkeiten gegeben hätte, das Ganze für den Leser plausibel zu machen (Vollkörperschutz? Heilkräuter, die immun gegen Zeridianer-Gift machen?). So fragt man sich leider nur: Wie soll das gehen? Es gab zumindest keine Hinweise darauf, dass die Geburt eines Amphibienmenschen weniger blutig ablaufen würde als eine normale.

Aber aller Kritik zum Trotz: Die Trilogie als Ganzes hat mir sehr gefallen. Ich liebe die Scherbenwelt und ihre Völker und bin traurig nun am Ende angelangt zu sein.
Ich kann die Bücher nur allen ans Herz legen, die gerne in fantastische Welten abtauchen, besonders wenn sie sich nicht an strahlenden Helden und Superschurken stören.
 


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