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Pip Ballantine

Books & Braun: Das Zeichen des Phönix


 
»Books & Braun: Das Zeichen des Phönix« von Pip Ballantine


Besprochen von:
 
D. Eisenhart
Deine Wertung:
(4.5)

 
 
Wellington Books, Archivar des britischen Ministeriums für Eigenartige Vorkommnisse, wurde vom Haus Usher in einen geheimen Stützpunkt in der Antarktis verschleppt, um die Geheimnisse des britischen Empires aus ihm herauszupressen. In letzter Sekunde trifft Agentin Eliza D. Braun ein, um ihren Kollegen unter Einsatz vieler Stangen Dynamit aus dieser misslichen Lage zu befreien.
Da Elizas Vorgesetzter von ihrer eigenwilligen Vorgehensweise wenig angetan ist, wird sie strafversetzt - in Books' Archiv. Zuerst sind beide von diesem Arrangement nicht gerade begeistert, doch als sie anfangen, sich mit alten, ungeklärten Fällen zu beschäftigen, stoßen sie auf eine interessante Fallakte, die ihrer beider Interesse weckt: In ganz London wurden schrecklich verstümmelte Leichen gefunden - mal ohne Blut, mal ohne Haut und dann sogar ohne einen einzigen Knochen im Leib. Gemeinsam heften sie sich an die Fersen einer Geheimbruderschaft, deren finstere Pläne das Empire bedrohen.

"Books & Braun - Das Zeichen des Phönix" war mein erster Ausflug in die Welt des Steampunk und dieser Vertreter des Genres hat mir ausnehmend gut gefallen. Schon nach wenigen Seiten war ich gefesselt von den Luftschiffen, den kugelsicheren Korsetts und einem dampfbetriebenem Computer, der sogar Tee zubereiten kann. Diese altertümlich anmutenden Technologien werden ausführlich beschrieben und waren für mich sehr faszinierend.
Das ist zwar für das Genre typisch, macht aber natürlich noch lange kein gutes Buch aus.

Was mich am Buch am meisten fesselte, war einerseits die spannende Handlung und andererseits die gelungenen Protagonisten. Wellington und Eliza könnten nicht gegensätzlicher sein: Wellington ist britischer Aristokrat, Gelehrter und Waffengegner; Eliza dagegen kommt aus den Kolonien, ist eine Frau der Tat und ein Fan von allem, was schießt oder explodiert. Beide sind charmante Charaktere, die den Leser sofort für sich einnehmen, aber erst im Duo entfalten sie ihr volles Potenzial. Die Dialoge zwischen den beiden sind immer voller Witz und Ironie oder Sarkasmus, und zauberten mir regelmäßig ein Lächeln ins Gesicht.

Die Autoren verwenden einen Schreibstil, der dem späten 19. Jahrhundert angepasst ist, so dass man als Leser das Gefühl hat, die Geschichte wäre in der Zeit ihrer Handlung niedergeschrieben worden. Das klingt eigentlich erst einmal etwas abschreckend, fürchtet man doch automatisch lange Schachtelsätze und für moderne Ohren unverständliches Vokabular. Aber dem Autorenduo (oder dem Übersetzer?) ist das beinahe unglaubliche gelungen: Die Geschichte versetzt den Leser mühelos in die Zeit des Geschehens und ist dennoch leicht verständlich und lässt sich flüssig lesen.

Sehr gut gefallen hat mir auch, dass am Anfang jedes Kapitels in einem Satz zusammengefasst wird, was in diesem Kapitel passiert. Das liest sich dann so:

"Kapitel 1
In welchem unsere unerschrockenen Helden einander zum ersten Mal begegnen und es gehörig knallen lassen!"


Das erinnerte mich an Bücher, die aus dem 19. Jahrhundert stammen, Jules Verne verwendet das beispielsweise bei "In 80 Tagen um die Welt" und Charles Dickens bei "Oliver Twist". Nur ein kleines Detail, aber mir hat das sehr gut gefallen, und es passt ausgezeichnet zum Genre und zeigt meiner Meinung nach die Liebe der Autoren zur beschriebenen Epoche.

Ein Kompliment geht an den LYX-Verlag für die schöne und ansprechende Covergestaltung - obwohl ich noch nie etwas aus der Steampunk-Ecke gelesen habe, hat der Verlag mich mit diesem Cover angesprochen und mich zusammen mit dem gelungenen Klappentext für das Buch interessieren können. Mir gefällt das deutsche Cover auch deutlich besser als das der Originalausgabe.

Es gibt bereits ein weiteres Buch über das Ministerium der Eigenartigen Vorkommnisse: "Books & Braun - Die Janus-Affäre". Nachdem mir der erste Band so gut gefallen hat, wartet bei mir natürlich die Fortsetzung auch schon im Regal darauf, gelesen zu werden.
Dass es einen weiteren Roman geben wird, wird schon am Ende des Buches klar, denn auch wenn der Fall des Phönixordens gelöst wird, gibt es noch einen größeren Handlungsbogen, der auch am Ende noch viele Fragen offen lässt.
Leider konnte ich nicht herausfinden, ob es sich um eine Trilogie oder eine längere Reihe handeln wird. In deutscher, wie auch in englischer Originalausgabe gibt es bisher nur die beiden Bücher und auch auf der Homepage der Autoren ließ sich leider nichts genaueres finden. Ich hoffe jedenfalls, dass der Nachfolgeband dem Debut in punkto Witz und Spannung in nichts nachsteht, und dass ich noch viel über Eliza und Wellington zu lesen bekomme.

Ob der Titel eingefleischte Steampunk-Fans begeistern kann, kann ich leider nicht beurteilen - für mich als Neueinsteiger war das Buch aber auf jeden Fall ideal.
 


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