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Justin Cronin

Der Übergang

  • Autor:Justin Cronin
  • Titel: Der Übergang
  • Serie:
  • Genre:Fantasy
  • Einband:Hardcover
  • Verlag:Goldmann Verlag
  • Datum:09 August 2010
  • Preis:22,95 EUR

 
»Der Übergang« von Justin Cronin


Besprochen von:
 
Nazena
Deine Wertung:
(4)

 
 
Unter der Leitung des Militärs wird aus südamerikanischen Fledermäusen ein Virus entwickelt, welches "Vampire" erschafft. Probanden sind Todeskandidaten, die aus den Bundesgefängnissen geholt werden. Von 20 überleben 12, und der Prototyp Zero. Mit jeder Reihe wird das Virus verändert, der letzte Proband ist ein kleines Mädchen namens Amy, die schließlich augenscheinlich unverändert überlebt. Doch die Virals können sich befreien, und alle Eindämmungsversuche der Army, sogar Nuklearschläge, können sie nicht stoppen. Ein FBI-Agent, der Mitleid mit ihr hatte, rettet Amy, doch sie haben nur ein paar wenige Jahre, in denen die USA zerfallen. Als Agent Wolgast stirbt, verschwindet Amy.
Die Army richtet Kinderkolonien als Evakuierungsmaßnahme an. 100 Jahre später folgt der Roman einigen Einwohnern einer dieser Kolonien, die nach und nach an inneren Streitigkeiten und Materialversagen zugrunde geht. Die Flutlichter, einziger Schutz gegen die Virals bei Nacht, werden nicht mehr lange leuchten. Als der Wächter Peter Amy findet und sie den Militärsender in ihrem Nacken entdecken, entschließt sich eine kleine Gruppe, dem Signal zu folgen. Denn an die Army, die kommt um sie zu retten, glaubt schon lange niemand mehr. Amy ist wahrscheinlich ihre einzige Chance zu überleben...


Der Autor:
Justin Cronin (*1962) ist ein US-amerikanischer Schriftsteller. Er studierte an der Harvard University und unterrichtet heute als Professor für Englisch an der Rice University in Houston, Texas; wo er mit seiner Frau und seinen Kindern lebt. Bislang hat er drei Romane veröffentlicht.

Die Serie:
"Der Übergang" (OT: The Passage, 2010) ist der erste Band einer geplanten Vampir/Dystopie-Trilogie. Band 2, The Twelve, ist für 2012 angekündigt, der abschließende band The City of Mirrors für 2014. The Passage schaffte es auf Platz 3 der New York Times-Bestsellerliste und wurde in über 23 Ländern verlegt. Die Kritiken waren überwiegend positiv, Fox Studios kaufte die Filmrechte 2007, lange vor der Fertigstellung des Romans, für 1,750,000 $ US-Dollar.
Der Roman beginnt 2018, als eine Gruppe Wissenschaftler versucht einen Vampirvirus zu neutralisieren, um Menschen schnelle Wundheilung und lange Lebensdauer zu ermöglichen. Das Experiment misslingt, die 13 Probanden können sich befreien und fressen sich durch Nordamerika. Die Isolation scheitert, nur wenige kleine Kolonien können überleben. 100 Jahre später ist Amerika, abgesehen von den Virals, fast entvölkert, niemand weiß, wie es um den Rest der Erde bestellt ist. Wird jemand gebissen, verwandelt er sich innerhalb von 8 Tagen in ein Viral, mit wahnsinniger Kraft und Wundheilung, nadelspitzen Zähnen und gepanzerter Haut, die nur knapp über dem Brustbein an einer Stelle durchlässig ist. Licht schwächt die Virals, die Sonne kann sie töten.



Besprechung:
Der Übergang ist ein relativ schwer zu lesendes und durchaus anspruchsvolles Buch. Ziegelsteinformat, über tausend Seiten stark und in winzigem Druck, ist es nicht gerade leserfreundlich editiert. Da es in unserer Zeit beginnt, findet man den Einstieg sehr schnell. Es treten zwar eine Menge Charaktere auf, doch mit den wichtigen findet man sich schnell zurecht. Bei allen Charakteren werden sehr intensive Einblicke in ihre Gedanken- und Gefühlswelt gewährt, wodurch man auch alle Motive gut nachvollziehen und verstehen kann. Wie kann man Experimente an einem 6jährigem Mädchen durchführen? In einer Mischung aus Angst, Verzweiflung, Trauer und blindem Gehorsam, "denen da oben" muss man gehorchen. Die Probanden sind gefährlich, jeder weiß, wie sie mit den Kaninchen verfahren; aber niemand kann sich wirklich das Ausmaß der ganzen Angelegenheit vorstellen. Und dann ist es zu spät, ohne Chancen auf Wiederherstellung.
Das Leseerlebnis ist sehr intensiv. Der Stil ist nicht reißerisch, geht aber sehr ins Detail. Man hat den Eindruck, eher einen Südstaatenroman zu lesen. Tag reiht sich an Tag, Dinge geschehen. Da der Fokus nicht auf den Monstern, sondern auf den Menschen liegt, hat man den Eindruck Dingen zu folgen, die tatsächlich passiert sind. Der Fließtext wird mitunter von Tagebucheinträgen und Berichten unterbrochen, wodurch noch mehr der Eindruck einer Chronik entsteht. Zwar ist der Roman von der Thematik her eher im SF/Fantasy/Horror-Milieu anzusiedeln, aber auch aufgrund der Schreibweise fühlt es sich eher wie etwas "Echtes" an. Außerdem ist er unglaublich gut durchdacht, was sicher auch an der vierjährigen Entstehungszeit liegt. Jedes Detail wurde berücksichtigt, wie z.B. Materialverschleiß, Fraß durch Insekten, autarke Lebensweise in einer Kolonie und gesellschaftliche Ordnung; aber auch: was passiert mit Atomkraftwerken, Ölplattformen usw., wenn keine Menschen sie mehr warten? Wie kann sich das Virus aufrechterhalten und vermehren? Neben wissenschaftlichen Fragestellungen zu Anfang driftet der Roman zum Schluss doch sehr ins Philosophische und vor allem Religiöse ab, was mir den Lesespaß ein bisschen verleidet hat. Irgendwann war die Welt und der Virus nicht mehr erklärbar, sondern "Gottes Plan". Das hätte nicht unbedingt sein müssen.
Von der Thematik und der Recherche hat mich der Roman vollkommen überzeugt, allerdings war er nicht immer einfach zu lesen. Zum einen, weil der Druck wirklich grausam ist, zum anderen, weil mitunter zu sehr ins Detail gegangen wurde und seitenweise Beschreibungen und Wiederholungen doch ziemlich zäh zu lesen sind. Ich kann mir gut vorstellen, dass man den Roman erfolgreich verfilmen kann, während des Lesens hatte ich jedenfalls größtenteils in tolles Kopfkino .

Fazit:
Endzeitszenario-Roman mit Vampiren, der sich nicht so sehr auf Blut und Eingeweide, sondern eher auf die menschliche Seite konzentriert. Sehr detailreich und gut durchdacht, aber teilweise zäh und leseunfreundlich editiert. Dafür gibt es zwei Punkte Abzug: insgesamt 8 von 10.
 


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