Natürlich sehe ich das etwas anders.
Das glaube ich nicht.minkey hat geschrieben: Ich habe dennoch die Vermutung, dass Abercrombie klarer für ein Zielpublikum schreibt. Ninragon hingegen ist etwas, worüber Du schreiben möchtest, Dein Zielpublikum ist viel vager (irgendwas in der Art wie die Leute, die auch Abercrombie mögen) und tatsächlich eigentlich eine Nische (die Fantasy-Leser, die Literatur lesen wollen). Die meisten Abercrombie-Leser werden aber gar keine Literatur lesen wollen und werden auch nicht in Leserunden die Metaebenen entschlüsseln. Sie werden einfach nur fasziniert sein, von dem was den Protagonisten passiert, von den Emotionen, die es in ihnen beim Lesen weckt und davon, dass nicht den ausgetretenen Pfaden gefolgt wird. Hier ist ausschlaggebend, dass die Story glaubwürdig ist, die Protagonisten echt wirken und vor allem, dass es einen beim Lesen berührt. Alles Elemente, die Ninragon auch hat, aber da Dir die Metaebene ebenfalls wichtig ist und die Trilogie dadurch einer starken Struktur folgen muss, hast Du Dir in dieser Hinsicht auch Beschränkungen auferlegt. Ninragon ist vor allem ein Erlebnis, wenn man über die vordergründige Story hinausblickt, tut man das nicht, ist einiges auch verwirrend.
Ich schreibe zwar ganz anders als Abercrombie. Ich will ganz andere Geschichten erzählen. Ich glaube aber, dass bei mir die gleichen Kriterien wirksam sind. Das man in Leserunden über Metaebenen diskutieren kann, finde ich – verzeiht es mir – eher unerheblich. Wenn alles nicht so perfekt ineinander gepasst hätte, dann hätte ich auf die Metaebene auch gründlich eins gepfiffen. Ein Buch braucht eine Struktur; das ist wesentlich. Das Buch wäre von mir keine Deut anders geschrieben worden, wenn es nur auf die Plotebene ankäme. Und die Plotebene war immer das Wichtigste bei meinen Erzählentscheidungen. Aber ich bin der Meinung, wenn die stimmt, stimmt alles andere. Die Metaebene ist lediglich ein zusätzliches Gewürz aber nicht das Wesentliche. Zum anderen glaube ich, dass Abercrombie ebenfalls diese Metaebene hat.
Und dass er genau auf ein Publikum zugearbeitet hat? Eigentlich hatte er gar keines als sich selber im Blick. Er wollte genau wie ich etwas schaffen, das die Dinge, die ihn an normaler Fantasy störten, anders anpackte. Ich schreibe für Fantasy-Leser, die die erste Stufe naiven Staunens hinter sich haben, für Quereinsteiger, für Leute die wie ich "eigentlich" das Genre lieben, die aber irgendetwas daran stört.
Nein, ich kann das vom Ton nicht nachvollziehen.
Wenn es darum ginge, in welcher Sparte Schriftsteller ich mich eingeordnet sehen möchte, eher wie ein Stephen King oder wie ein Philip Roth, dann ist meine Wahl ganz eindeutig: Natürlich in der Sparte von Stephen King.
Ninragon ist ganz normale Fantasy. Alles an Metaebene ist nur ein kleiner Bonus. Ich glaube, dass du das alles auch nur so siehst, weil du die Metaebene wahrnimmst. Würdest du das nicht tun, würde einiges bei dir weniger haken. Erst die Wahrnehmung hebt die Geschichte über das Level der Normalität hinaus. Alles, was an Ninragon unaufgelöst bleibt, kann man von einer Fortführung dieser Erzählwelt erwarten. Die Geschichte wird auch schon auf der Plot-Ebene abgerundet und in sich geschlossen.
Erikson-Geschichten funktionieren ähnlich, sogar noch viel extremer. Hier hat man erst recht den Eindruck immer nur einen kleinen Ausschnitt der ganzen Geschichte zu sehen, und mit jeder Antwort, die eine Geschichte gibt, werden 10 neue Fragen gestellt.
Nein, Ninragon ist nicht außergewöhnlich. Vielleicht außergewöhnlich gut, aber das zu entscheiden liegt nicht an mir.